Wenn Zeichen zu Worten werden
CAIS-Gehörlosenzentrum in Ijuí/Brasilien
Lucas (Name geändert) ist ein achtjähriger Junge aus dem Süden Brasiliens. Was ihn von anderen Kindern unterscheidet, ist eine besondere Fähigkeit: Er spricht eine besondere Sprache, die nur Wenige können: Libras. Libras heißt die Gebärdensprache in Brasilien mit der sich Lucas ausdrückt, weil er nicht hören kann. Mit seiner Mutter kann er sich nun unterhalten, weil auch sie diesen Kommunikationsweg lernen durfte. Eine kleine Wundergeschichte, die im CAIS-Gehörlosenzentrum in Ijuí geschrieben wurde.
„Mein Sohn lernte auf Libras zu beten und dann hat er bei uns in der Familie angefangen, die Gebete seinen Geschwistern beizubringen. Irgendwann sind wir als Familie dann in den Gottesdienst gegangen“ erzählt uns Lucas‘ Mutter. Sie hat sich Ende 2019 taufen lassen. In der Folge hat sie schließlich auch ihren Partner geheiratet. Es ist offensichtlich zu sehen, wie Jesus die ganze Familie verändert. Sie haben gelernt, sich neu zu verständigen und angefangen miteinander und mit Gott zu reden – zu beten. Mal sehen, wie die Geschichte weitergeht: „Lucas wird eines Tages ein Missionar werden“, das meint zumindest seine Familie.
Seit 16 Jahren bietet das CAIS-Zentrum in Ijuí Hilfsangebote für gehörlose Kinder und Jugendliche und deren Familien an. In Brasilien leben etwa 10 Millionen gehörlose Menschen. Das sind fast 5 Prozent der Bevölkerung. Die meisten von ihnen sind sehr arm und haben nie die Gelegenheit zu lernen, wie man sich verständigen kann. CAIS möchte Kindern ab dem 6. Lebensjahr Libras beibringen und ihnen damit auch von klein auf zeigen, was in der Bibel steht, damit sie Gottes Liebe erfahren.
Im Projekt Aussaat bietet CAIS gerade zehn hörenden Kindern ein wöchentliches Treffen an. Sie haben alle gemeinsam, dass eines ihrer Geschwister nicht hören kann. Jetzt lernen sie, wie sie sich auf Libras mit ihrer Schwester oder ihrem Bruder unterhalten können. Außerdem erleben sie so regelmäßig Unterstützung für ihre eigenen ganz normalen Herausforderungen: Gemeinsam werden Schulaufgaben gemacht und für Arbeiten gelernt. Spiel und Spaß, Gemeinschaft und miteinander Essen kommen auch nicht zu kurz.
Im Hilfszentrum für gehörlose Kinder und Jugendliche werden in Kooperation mit der Stadt gerade neun Kinder aus Ijuí und der Umgebung betreut. Mit einem Elternteil (meistens mit der Mutter) kommen die Kinder ins Zentrum. Nach einem gemeinsamen Frühstück lernen sie von Paulo, dem gehörlosen Lehrer die Gebärdensprache. Es wird dann auch viel gemeinsam gespielt und gebastelt. Regelmäßig werden auf Libras biblische Geschichten erzählt, es wird gebetet und die Kinder und Mütter hören, sehen und erleben, dass Jesus sie bedingungslos liebt. Und natürlich werden die Familien auch beraten, welche Unterstützungsmöglichkeiten es gibt und was ihnen als Familie an Hilfe zusteht.
Das Projekt wird von Silvia da Costa geleitet. Sie hofft, dass sich die Arbeit in den nächsten Jahren weiter ausdehnen kann und auch Menschen mit anderen Einschränkungen Hilfe erfahren. „Seit zwei Jahren halten wir nun bereits ein jährliches Treffen mit dem Blindenverein in Ijuí. Dabei haben sich alle Beteiligten sehr gut verstanden und wir möchten gerne in Zukunft auch blinden Kindern helfen“, erzählt Silvia und bittet darum, dieses Anliegen im Gebet mitzutragen.
Letztlich passt richtig gut für die Arbeit mit Gehörlosen, was Paulus an die Römer im 10 Kapitel in den Versen 14 und 15 schreibt:
„Sie können sich aber nur zu ihm bekennen, wenn sie vorher zum Glauben gekommen sind. Und sie können nur zum Glauben kommen, wenn sie die Botschaft gehört haben. Die Botschaft aber können sie nur hören, wenn sie ihnen verkündet worden ist. Und sie kann ihnen nur verkündet werden, wenn Boten mit der Botschaft ausgesandt worden sind. Aber genau das ist geschehen!“
Denn tatsächlich hat das Projekt diese Sendung angenommen: Die Botschaft zu denen zu tragen, die durch Gebärdensprache hören und sich ausdrücken.
Nach einem Bericht von Silvia da Costa
Wir unterstützen das CAIS-Gehörlosenzentrum in Ijuí/Brasilien in diesem Jahr insbesondere im Rahmen der medizinischen Arbeit durch das Erntedankopfer.