Geschichten vom Missionsfeld

September 2023

Patagonien: Gott kümmert sich

Es ist einsam in den schier endlosen Weiten Patagoniens: Esquel, eine Stadt mit etwas mehr als 30.000 Einwohnern im Andenvorland im Süden Argentiniens, gehört schon zu den größeren Zentren. Hier koordinieren Pedro und Noemí Boretsky seit rund 30 Jahren die Gemeindegründungsarbeit in der Region. Sie erzählen, wie Gott der Mapuche-Frau Esperanza immer wieder nachging und sie zum Glauben fand.

Zwischen den Ortschaften in Patagonien liegen manchmal viele hundert Kilometer. Dieser besondere Landstrich, geprägt von den eisbedeckten Gipfeln der Anden und weiten Steppen, ist Heimat einer besonderen Bevölkerung. Das indigene Volk der Mapuche lebte schon lange hier, bevor die europäischen Siedler kamen und sie verdrängten. Patagonien ist bei Touristen, die das Abenteuer und die Schönheit der Landschaft schätzen, zunehmend beliebt. Weite Teile der Bevölkerung, ob Mapuche oder mit anderen Wurzeln, leben jedoch in Armut. Das bringt soziale Konflikte, Kriminalität und Alkoholismus mit sich. Pedro und Noemí Boretsky sind überzeugt: Durch Gottes Liebe kann Heilung passieren, und durch seine Kraft können Familien wieder zueinander finden.

Die Gemeindegründungen kümmern sich daher um die alltäglichen Bedürfnisse der Menschen und dienen unterschiedlichsten Gruppen: PEPE-Vorschul-Projekte und Schulen bieten Kindern ein liebevolles Umfeld zum Spielen und Lernen. Es gibt Angebote und Bibelkreise für Frauen, Männer und Familien. Selbsthilfegruppen öffnen den Raum, um über Nöte zu sprechen. Überall steht das Angebot für Gebet und Seelsorge. Das vermittelt Hoffnung auch in aussichtslosen Situationen.

Gewalt und Einsamkeit

Die Geschichte von Esperanza, einer Mapuche-Frau, wirkt in manchen Teilen fast wie aus einer anderen Welt. Boretskys berichten, wie Gott ihr nachging und ihre Familie zum Glauben fand.

Esperanza erinnert sich an eine Kindheit, die stark von der Alkoholsucht ihrer Eltern geprägt war. Sie lebten auf dem Land, am Ufer des Flusses Lepá. Esperanza hatte noch fünf Geschwister. Das Essen reichte nie aus, sie froren und ertrugen die regelmäßigen Gewaltausbrüche zuhause mit großer Loyalität, so wie es Kinder von Suchtkranken oft tun.

Eines Tages setzte ihr Vater Esperanza – damals fünf Jahre als – und ihre jüngste Schwester auf ein Pferd und zwang sie, den vom Regen angeschwollenen Fluss zu überqueren. Nie hatte sie zuvor auf einem Pferd gesessen. Rückblickend vermutet Esperanza, dass ihr Vater sie gerne hätte in den Fluss fallen lassen, um sie loszuwerden. „Gott gab mir die Kraft, das Pferd zu kontrollieren“, ist die Frau heute überzeugt. Manchmal ließ der Vater die Kinder allein weit entfernt vom Haus zurück, doch Nachbarn fanden sie und brachten sie zurück. Für einige Monate lebten die Geschwister bei einer anderen Familie, aber dann zogen sie gemeinsam mit ihren leiblichen Eltern nach Gualjaina, in ein bescheidenes Haus aus Lehmziegeln. Es lag direkt neben der Kirche.

Erste Veränderungen

Esperanza und ihre kleinen Geschwister besuchten die Gottesdienste und Kindergruppen. Dort fühlte sie sich wohl und sicher. In ihrem Zuhause sah es anders aus: An Festtagen wie Weihnachten oder Silvester hatten die Kindern immer Angst vor Gewalt, weil dann viel Alkohol getrunken wurde. Die Geschwister erleben, wie ihre Mutter in einer kalten Nacht aus dem Haus geworfen wird. Aus Angst vor ihrem Vater verstecken sich die Kleinen im Schuppen und schlafen auf alten Decken. Irgendwann ist Esperanzas Vater im Gefängnis.

Mit sieben Jahren besucht das tapfere Mädchen eine Kinderfreizeit – es brauchte viel Überredungskunst der Gemeinde, um den Eltern die Erlaubnis abzuringen. Dort fand Esperanza Jesus. Ihr größter Wunsch war es, dass sie eine Familie haben könnte, in der es weder Alkohol noch Gewalt gab. „Gott hat sich immer um uns gekümmert und war bei uns“, weiß Esperanza heute. Tatsächlich brauchte es noch ein paar Jahre Zeit, aber Gott bewirkte Veränderung in Esperanzas Familie.

Heilung geschieht

Das Mädchen hörte nicht auf, um Heilung und Frieden zu beten. Sie lernte, ihren Eltern zu vergeben und vertraute fest auf Gottes Treue. Esperanzas Eltern fanden schließlich zum Glauben, ließen sich taufen und schlossen sich der Gemeinde an. Heute ist Esperanza verheiratet, Mutter einer siebenjährigen Tochter und immer noch Teil der Gemeinde, neben die sie vor vielen Jahren in die kleine Lehmhütte zog.

Wenn sie mit den Kindern und Jugendlichen der Gemeinde spricht, wiederholt sie freudestrahlen immer das Eine: „Gott ist treu und hört unsere Gebete – auch wenn Ihr das Gefühl habt, dass niemand Euch liebt, nicht einmal Eure Eltern!“

Esperanza hat Gottes Liebe und Treue erfahren – und gibt ihre Lebensgeschichte gerne an andere weiter. Sie weiß: Die Menschen brauchen Gottes Liebe und seine Heilung.

 

Die Gemeindegründungen in Patagonien sind ein Beispiel für die Projekte aus dem Bereich der Gemeindeentwicklung. Im Rahmen der Erntedank-Kampagne bitten wir um Spenden, um dieses und weitere Initiativen zu fördern:

Gemeinsam mit Euch fördern wir Wachstum im Reich Gottes, damit sich das Leben von Menschen nachhaltig verändert. Wir investieren strategisch in Ausbildung für Leiterinnen und Leiter, verbinden Gemeindearbeit mit konkreter Hilfe und bringen so Gott zu den Menschen und Menschen zu Gott.

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