Geschichten vom Missionsfeld

Mai 2022

Von Stromausfällen, Straßensperren und Staatspräsidenten

„Bangui ist die Hauptstadt des zweitärmsten Landes der Welt (Human Development Index, 2020). Hier gibt es gerade nur an 8 von 24 Stunden am Tag Strom.“ Das schreibt Magloire Kadjio, Regionalrepräsentant von EBM INTERNATIONAL, in den ersten Zeilen seines Reiseberichtes. Er besuchte im März 2022 die Projekte in der Zentralafrikanischen Republik und erlebte die landestypischen Herausforderungen, aber auch viel Gastfreundschaft und hoffnungsvolle Einblicke in die Missionsarbeit.

„Es ist 17.30 Uhr am frühen Abend, als ich am Flughafen in Bangui in der Zentralafrikanischen Republik ankomme. Wie immer sind die drei höchsten Vertreter der einheimischen Kirche zum Flughafen gekommen, um mich abzuholen: Präsident, Vizepräsident und Generalsekretär. Eine kleine Empfangsdelegation, an die ich mich schon gewöhnt habe bei meinen Reisen: Wenn ich als EBM-Vertreter komme, dann hat das für die Menschen höchste Priorität. Nach der kurzen Begrüßung geht es schnell weiter: Uns bleiben gerade drei Stunden, um zur Missionsstation zu gelangen, zu Abend zu essen und das erste Meeting zu haben, weil um kurz nach 20 Uhr kein Strom mehr da ist.“

Unsichere politische Lage: Straßen- und Ausgangssperren

Außerdem gibt es am Abend Ausgangssperren. Gerade zur Zeit, als Magloire im Land ist, haben sich Rebellengruppen wieder zusammengeschlossen, um die Hauptstadt anzugreifen. Kontrollen und Ausgangssperren sind seit vielen Jahren im Land bittere Realität. Seit den Präsidentschaftswahlen im November 2020 hat sich die Situation eher noch verschlechtert. Trotzdem stehen nach den kurzen Meetings und der Nacht auf der sicheren Missionsstation viele Projektbesuche im Land an. Es ist schön zu sehen, wie viel Gutes in all der Tragik der bürgerkriegsähnlichen Situation passiert:

Maison Dorcas: Ausbildung für Frauen

„Ich konnte sehen, wie viele Aktivitäten die Leiterin des Ausbildungszentrums Maison Dorcas, Anne Moussa, initiiert hat: Ehemalige Schülerinnen kochen jetzt auf dem Gelände in einem einfachen Restaurant. Es öffnet für die Stadtteilgemeinschaft und für die Leute auf dem Campus, wo sich auch das Theologische Seminar befindet. Gleichzeitig werden hier die Produkte gezeigt und verkauft, die an der Nähschule hergestellt werden. Es ist beeindruckend, wie mit allen Mitteln versucht wird, Einkünfte für die Menschen zu erzielen.“ EBM INTERNATIONAL unterstützt das Zentrum Maison Dorcas seit vielen Jahren mit bis zu 6.000 Euro im Jahr. Und auch das macht Magloire deutlich: „Ihr könnt euch auf unsere Unterstützung dieser Schule weiter verlassen“.

Theologische Ausbildung: Verlässliche Partnerschaft

Ähnlich ist es mit der Theologischen Ausbildung im Land. Auf dem Campus in Bangui lernen aktuell 47 Auszubildende und 26 davon erhalten im Juli ihren Abschluss. In Bangui studieren Männer und Frauen Theologie. Eine Tatsache, die wir als EBM INTERNATIONAL bewusst fördern, die aber noch längst keine Selbstverständlichkeit in allen Baptistenbünden ist, mit denen wir zusammenarbeiten. Die Theologische Ausbildung wird mit 10.000 Euro jährlich unterstützt. Sie sichert bei allen Herausforderungen unter anderem die Gehälter von vielen qualifizierten Lehrkräften. Die Absolventen der Einrichtung gehören zu den hochqualifizierten Personen im Land – nicht nur im Bereich der Theologie.

Gottesdienst mit dem Staatspräsidenten

Magloire berichtet weiter: „Am Sonntag predigte ich zweimal in einer großen Gemeinde vor jeweils mehr als 2.000 Menschen. Nach dem ersten Gottesdienst konnte ich den Staatspräsidenten und den Premierminister des Landes treffen. Beide sind Baptisten und kamen mit ihren Familien zum Gottesdienst in die Gemeinde. Das war für mich eine großartige Gelegenheit und Erfahrung und zeigt einmal mehr, wie gut wir als EBM INTERNATIONAL durch unsere Partner in den Ländern vernetzt sind“.

Gebet für die Zentralafrikanische Republik

Magloire und die Leiterinnen und Leiter unseres Partnerbundes UFEB in der Zentralafrikanischen Republik haben die ganze Reise mit viel Gebet begleitet. Und sie laden uns ausdrücklich ein, in dieses Gebet mit einzustimmen: Für die politische Situation im Land und für einen umfassenden Frieden, für die Regierung und den Präsidenten. Und natürlich für die vielen Gemeinden und die Projekte: Möge Gott die vielen angehenden Pastorinnen und Pastoren segnen und durch sie die Gesellschaft verändern. Und mögen durch die Ausbildungen am Maison Dorcas viele junge Frauen ein eigenständiges Leben führen können. Gott schenke der Leiterin Anne dazu Kraft, Weisheit und Durchhaltevermögen.

Nach einem Bericht von Magloire Kadjio