Sierra Leone: Berufen, um Augenlicht zu schenken
Es gab in der mehr als 40-jährigen Geschichte der Augenklinik in Lunsar/Sierra Leone viele schwierige Zeiten: Der Bürgerkrieg (1991-2002), der Ebola-Ausbruch 2014 und die Corona-Pandemie beeinträchtigten den Betrieb des Krankenhauses. Dabei hatte das einstige Missionskrankenhaus durchaus Strahlkraft über die Landesgrenzen hinaus. In den letzten Jahren war die Stelle der Augenheilkunde unbesetzt. Nun hat eine Augenärztin ihren Dienst begonnen. Wir erzählen, wie es dazu kam.
Die Augenklinik in Lunsar ist eine von drei Kliniken, die durch den Sierra-Leonischen Baptistenbund unterstützt werden. Die Kombination aus professioneller Augenheilkunde, humanitärer Hilfe, Verkündigung des Evangeliums und Mitgefühl für die Menschen führte dazu, dass Patienten aus dem ganzen Land und aus den Nachbarländern Guinea und Liberia das Baptist Eye Hospital in Lunsar aufsuchten, um ihre Augenkrankheiten behandeln zu lassen. Doch ohne Fachpersonal und nach einigen Krisen im Land verlor die Klinik an Bedeutung.
Ein besonderer Lebensweg
Doch dies änderte sich im Jahr 2022. Damals war Dr. Dioah Kismatu gerade mit ihrem Medizinstudium fertig. Auf ihrem Weg dorthin erlebte sie viel wertvolle Förderung.
Ihre zielstrebige und entschlossene Art war ihr in die Wiege gelegt. Auch die Medizin. Der Vater ist Gynäkologe und die Mutter Immobilienunternehmerin. Beide achteten sehr darauf, dass Dioah ihre schulischen Leistungen stetig verbesserte. Nachdem sie mit der Schule fertig war, erhielt sie als 16-Jährige ein Stipendium für ein Medizinstudium in Kuba. So studierte sie sieben Jahre auf Spanisch Allgemeinmedizin.
Weit entfernt von der Familie gab sie ihr Bestes und arbeitete mit Begeisterung. Das Studium war augenöffnend, wie sie sagt. Es hat sie bereichert. Besonders der Ansatz, den sie vermittelt bekam, hat sie geprägt: Leben retten und ein Herz für Menschen haben. Das bestärkte Dioah in ihrem Wunsch, wieder nach Sierra Leone zurückzukehren. Sie wollte das erworbene Wissen ganz und gar zum Wohl ihrer Landsleute einsetzen und ihnen etwas zurückgeben.
Zurück in Sierra Leone
Als die junge Frau wieder in ihrer Heimat war und als Assistenzärztin arbeitete, empfand sie die mangelnde medizinische Versorgung in Sierra Leone als hartes Ankommen in der Realität. Nur fünf Fachärztinnen und -ärzte gibt es in Sierra Leone im Bereich Augenheilkunde und das bei einer Bevölkerung von ca. 8,8 Millionen Menschen.
Erneut hatte sie einen Menschen an der Seite, der sie förderte. Dioahs Mentor in der Augenheilkunde, Dr. Jalikatu Mustapha, lud sie ein, bei der ersten Hornhauttransplantation in ihrem Land dabei zu sein. Anschließend berichtet sie begeistert: „Mitzuerleben, wie eine Frau nach mehr als zwei Jahrzehnten Blindheit ihr Augenlicht wiedererlangte, hat mich zutiefst berührt. Es bestärkte mich in meiner Entschlossenheit, Augenheilkunde zu studieren und an solchen lebensverändernden Erfahrungen teilzuhaben.“
Ihr Mentor war es auch, der sie auf die Stelle in der Augenklinik in Lunsar hinwies. Nun waren auch die letzten Zweifel verflogen, ob die Weiterbildung zur Fachärztin der richtige Weg sei. Die Ausbildung wird von EBM International finanziert und sichert die kompetente Versorgung der Patienten.
Mittlerweile ist Dioah im zweiten Jahr ihrer Facharztausbildung und bringt sich mit ihrem ganzen Sein ein: „Ich freue mich darauf, mit anderen zusammenzuarbeiten, um eine spezialisierte und erschwingliche Augenheilkunde für alle Menschen in Sierra Leone zu gewährleisten.“
Dieser Blogbeitrag erschien in unserem MAGAZIN 1/2024.
Die Augenklinik in Lunsar/Sierra Leone wird aus Spenden des Bereichs der Gesundheitsfürsorge finanziert. Hier könnt Ihr diesen Bereich unterstützen: