Kuba: Trotz der Krise ein Hoffnungsschimmer
In den letzten zwei Jahren haben mehr als 700.000 Menschen das Land verlassen. Seit der Pandemie hat sich die Wirtschaft nicht wieder erholt, die Inflation betrug zeitweise über 70%. Die Preise für Lebensmittel, Kraftstoff oder Baumaterial sind extrem gestiegen. Aktuell gibt es in weiten Teilen des Landes oft tagelang keinen Strom. Durch die hohe Abwanderung fehlt es im Bildungs- und Gesundheitssystem an Fachkräften. Auch die Gemeinden spüren diese Abwanderung sehr: Es fehlen Pastoren, Gemeindeleiter und junge Erwachsene. Wer irgendwie kann, sucht vor allem in den USA eine bessere Zukunft. Die Gemeinden dienen den Menschen weiterhin, versuchen Armut zu lindern und laden zum Glauben ein.
Als Gemeinde der Nachbarschaft dienen
Um der Not der schwächsten Teile der Gesellschaft zu begegnen, bietet die Gemeinde in Zaldo Gesundheitsberatung und Medikamente für Kinder und ältere Menschen an. Eine Ärztin unterstützt sie dabei. Regelmäßig gehen Geschwister durch die Straßen, verkündigen das Evangelium und beten mit den Menschen. Vier Frauen aus der Gemeinde haben auf dem Herzen, bedürftigen Seniorinnen zu dienen. Sie bieten Maniküre an und frisieren ihnen die Haare.
Auf diese Weise versuchen viele der Gemeinden in Kuba, mitten in der Krise den Menschen in ihrer Nachbarschaft ganz konkret zur Seite zu stehen, auch wenn sie selber nicht viel haben.
Pastor Yosvany Padrón erlebt, dass Gott gerade in dieser schweren Zeit in Kuba besonders am Wirken ist und viele Menschen zum Glauben und dadurch zu neuer Hoffnung finden. Er ist Pastor der Hauptgemeinde in Havanna und Koordinator für die Gemeindegründungsprojekte in Kuba.
„Zuallererst können wir den Menschen durch Christus und das Evangelium helfen. Und dann setzen wir diese Botschaft der Liebe in die Praxis um, indem wir versuchen, unserer Umgebung mit den wenigen Mittel zu dienen, die wir haben. Das hilft den Bedürftigen und den Schwächsten im Land,“ sagt er.
Gottes Wort öffnet die Augen
Eine, die durch die Gemeinde in Zaldo Hoffnung erfahren hat, ist Aurelia (Name geändert). Sie wuchs in einem besonderen Zuhause auf: Ihre Eltern sind beide blind. Oft war sie deswegen sehr empfindlich und hatte wenig Selbstvertrauen. Aurelia hatte kaum Freunde und trug viel Zorn in sich. Überall fühlte sie sich fremd und nicht dazugehörig.
Mit 16 Jahren kam ein Klassenkamerad zum Glauben und erzählte davon. Für Aurelia war auch das fremd, denn ihre Familie war atheistisch und praktizierte nur hin und wieder die Yoruba-Religion. Trotzdem nahm Aurelia eine Bibel dankbar an und begann, in den Texten Gott kennenzulernen. Sie spürte erste Veränderung, aber nach dem Schulabschluss verlor sie den Kontakt zu ihrem christlichen Klassenkameraden. Ihre Ängste nahmen wieder zu.
Zehn Jahre später lernte sie ihren Mann kennen. Die meisten seiner Familienmitglieder waren Christen. Aurelia begann, Gottesdienste bei ihrer neuen Verwandtschaft zu besuchen und lernte schließlich die Gemeinde in Zaldo kennen. Dort fasste sie Fuß, verstand mehr und mehr das Evangelium und ließ sich taufen.
Aurelia spürte, wie ihre Ängste wichen, ihr Selbstbewusstsein zunahm und ihre Freundschaften stärker wurden. Sie fühlt sich nicht mehr als Fremde, sondern hat in der Gemeinde und im Glauben ein Zuhause gefunden. Auch ihre Eltern haben angefangen, den Gottesdienst zu besuchen.