Geschichten vom Missionsfeld

September 2018

Eine Reise in das ärmste Land der Welt

Projekte in der Zentralafrikanischen Republik

Wenn ich ganz ehrlich bin, dann geisterte folgender Satz mehr in meinem Kopf, als ich es mir lange eingestanden habe: „Angesichts fortdauernder sehr hoher Sicherheitsrisiken und wieder aufflammender Kampfhandlungen wird vor Reisen in die Zentralafrikanische Republik gewarnt. Im Laufe des Jahres 2017 hat sich die Sicherheitslage nochmals verschlechtert.“

Die Reisewarnung des Auswärtigen Amtes für die Zentralafrikanische Republik steht so oder ähnlich schon lange online (vgl. https://www.auswaertiges-amt.de/de/zentralafrikanischerepubliksicherheit/226450). Seit 2012 war niemand von EBM INTERNATIONAL aus Europa mehr in dem Land, das genau in der Mitte des schwarzen Kontinents liegt. Zum Glück haben wir mit Magloire Kadjio einen Regionalrepräsentanten in Kamerun, der regelmäßig vor Ort und in Kontakt mit den Leitern ist. Nun war jedoch in enger Absprache mit der Kirchenleitung in Bangui der Zeitpunkt gekommen, mich selbst auf den Weg zu machen. Jetzt kann ich selbst von beeindruckenden Begegnungen erzählen:

Zum ersten Mal bin ich im Maison Dorcas, einem Berufsausbildungszentrum in Bangui, in dem junge Frauen eine Ausbildung zur Schneiderin machen oder grundlegende Fertigkeiten im Bereich Hauswirtschaft erlernen. „Ich will im Leben der jungen Frauen einen Unterschied machen!“, erzählt mir Direktorin Anne Mousa stolz. Ungefähr 20 der 113 Auszubildenden sind heute da. Sie haben sich extra in den Ferien auf den Weg gemacht. Ihre Geschichten ähneln sich: Junge, oft alleinerziehende Mütter, die nur wenige Jahre in der Schule waren. 75 % der Menschen in dem Land können weder lesen noch schreiben. Das gilt mit Sicherheit für die Frauen, die hier vor mir sitzen. Und sie sagen alle: „Jetzt will ich noch mehr lernen. Das wird mein Leben verändern.“ Durch eine Sonderkollekte auf unserem Missionsrat im Mai konnten wir übrigens 10 Nähmaschinen im Wert von 1.350 Euro für das Projekt anschaffen. Damit hat sich nun die Zahl der Maschinen im Maison Dorcas verdoppelt. Gut so.

Und dann ist mir noch Raissa begegnet. Sie ist die Frau eines Pastors und studiert nun selbst im 2. Jahr Theologie an der Bibelschule in Bangui. EBM INTERNATIONAL unterstützt die Schule seit vielen Jahren mit einem großen Anteil ihres Gesamtbudgets, trägt damit zu den Gehältern der Lehrenden bei und ermöglicht jungen Frauen und Männern ein Studium, das sonst nie finanzierbar wäre. Mehr als 500 Frauen und Männer haben hier in Bangui bereits einen Abschluss gemacht. Frauen, wie Raissa, die mir leidenschaftlich davon erzählt, dass es jemand wie sie braucht, um das Evangelium den vielen Frauen im Land zu verkünden. Die Leidenschaft, die sie mit ihrem 4-Wochen alten Baby auf dem Arm ausstrahlt ist überwältigend. Noch eine Frau, die das Heft in die Hand nimmt. Sie will Frauen auf Augenhöhe begegnen und weiß, dass sie dafür genau die Richtige ist.

Pastorinnen und Pastoren machen in den Gesellschaften unserer Partner einen erheblichen Unterschied. Genauso wie die unglaublich vielen anderen Projekte im Bereich der Kompetenzförderung, die wir unterstützen. Die Arbeit von EBM INTERNATIONAL, die wir mit unseren Partnerkirchen tun ist für mich ein Hoffnungsschimmer – sogar im ärmsten Land der Welt.

Matthias Dichristin