Geschichten vom Missionsfeld

Februar 2020

Eindrücke einer Kubareise

Wo Kirche wirklich für Andere ist

Wir sitzen mit unserer Reisegruppe in einem kleinen Wohnzimmer. Pastor Alain (Bild rechts) aus der Gemeinde La Timba erzählt davon, wie sie in diesem 25m2-Raum mit mindestens 50 Menschen sonntags Gottesdienst feiern. Dann wird hier gesungen, gebetet und gefeiert. Ein paar von uns sitzen auf einer ganz einfachen und maroden Betonwendeltreppe, die ins Obergeschoss führt. Allein auf der Treppe finden ein Dutzend Menschen jeden Sonntag Platz. Plötzlich sagt Alain einen dieser Sätze, den man in seinem Leben nicht mehr vergisst: „Mir ist es lieber, Menschen zu haben und kein Kirchengebäude als ein Gebäude ohne Menschen“.

Der Satz trifft ins Schwarze: In Kuba denken die Pastoren und Gemeinden, die EBM INTERNATIONAL unterstützt, konsequent an ihre Mitmenschen, mit denen sie zu tun haben. Sie schauen nicht zuerst auf ihre Möglichkeiten, wie Finanzen oder andere Ressourcen – sie haben weite Herzen und offene Türen. So wie die Schwester der Gemeinde in La Timba, die ihr Haus für uns und jeden Sonntag für die kleine wachsende Gemeinde öffnet. La Timba ist ein Gründungsprojekt der Gemeinde Zaldo. Auch die Gemeinde in Zaldo gibt es erst seit einigen Jahren. Die Menschen in diesem Ortsteil von Havanna erzählen davon, welche positiven Auswirkungen die Gemeindearbeit auf sie hat: „Die vielen Probleme, die oft mit Gewalt und Kriminalität verbunden sind, wurden weniger. Die Nachbarn hier sind dankbar für die Arbeit, die die Gemeinde tut“, berichtet uns Pastor Rolando Garcia (links im Bild). Er lebt mit seiner Familie auf dem Gemeindegrundstück. Die Gottesdienste finden auf dem Dach statt. So ist das auf Kuba – jeder Platz wird genutzt. Und wenn es Zeit ist eine Tochtergemeinde wie La Timba zu gründen, dann geht die Gründung einfach los. Eine ältere Schwester aus der Gemeinde erzählt uns von ihrer Arbeit mit den Senioren. Sie helfen ungefähr 15-20 alten Menschen, von denen die meisten nicht zur Gemeinde gehören. Viele haben hier eine Rente von weniger als 15 Euro im Monat – davon kann keiner leben. Und so teilen sie als Gemeinde was sie haben und vor allen Dingen sind sie für andere Menschen da. Sie beten, hören zu und stehen in der Not zusammen. Hier wundert es niemand mehr, dass man viele Wunder erlebt und Gottes Möglichkeiten noch lange nicht am Ende sind. Mit kleinen Gehaltszuschüssen unterstützt EBM INTERNATIONAL vier Mitarbeiter in diesen Gründungsprojekten.

Der Traum vieler Gemeinden in Kuba ist ein kleiner Sportplatz. Die Gemeinde Villanueva von Pastor Vladimir hat schon ein kleines Volleyballfeld. Vielleicht 70-100 Menschen gehören hier zur Gemeinde – die genaue Zahl spielt keine Rolle. Mehr als 200 Kinder und Jugendliche kommen jede Woche zu den Sportangeboten. Kurz bevor wir Vladimir treffen, war eine Mutter da. „Ich freue mich, dass meine Kinder gut bei euch aufgehoben sind“, hat sie zu Vladimir gesagt. Er erzählt es uns mit feuchten Augen weiter, weil es für ihn eine große Ermutigung inmitten der riesigen Herausforderungen ist. So viele junge Menschen auf Kuba haben kaum eine Perspektive. In einem kurzen Video grüßt Vladimir alle Unterstützer: „Wir danken Euch für alles, was durch die Unterstützung von EBM INTERNATIONAL möglich geworden ist – nicht nur durch die Gebete und Spenden, sondern durch Eure Liebe zu uns, die wir hier spüren können“. Und das stimmt: Viele Unterstützer lieben und fördern das, was auf Kuba passiert. Als Mission macht uns das demütig und ein bisschen stolz. Es ist uns aber auch ein Vorbild, unsere Nächsten hier so zu lieben, wie unsere Geschwister in Kuba es uns vormachen.

 

Hier findet man noch drei Kurzfilme von unserer Arbeit in Kuba.

Gemeinde von Pastor Daniel González
Gemeinde von Pastor Vladimir Valladares
Gemeinde von Pastor Yosvany Padrón