Geschichten vom Missionsfeld

September 2020

Alltag in einer Leprakolonie

Medizinische Hilfe in Indien

Die schlimmste Krankheit, die keine Medizin heilen kann, ist nicht Tuberkulose oder Lepra – es ist das Gefühl, unerwünscht und von allen verlassen zu sein.
Mutter Teresa

Es gibt sie noch: Lepra, “Aussatz”, eine bakterielle Infektionskrankheit. Haut- und Nervenzellen werden befallen, in schweren Verläufen kommt es zu Verstümmelungen an Gesicht, Händen und Füßen.

Und es gibt sie ebenfalls noch: Die Angst vor den Kranken und das Ausgestoßensein der Genesenen.

Etwas mehr als 100 Familien leben in der Leprakolonie außerhalb des Dorfes Amancharla im indischen Bundesstaat Andhra Pradesh. Die meisten von ihnen waren an Lepra erkrankt und gelten als geheilt. Die Krankheit ist behandelbar und die Regierung trägt die Kosten dafür. Aber die Folgen von Lepra bleiben:

Janani (Name geändert) lebt schon seit längerem in der Leprakolonie. Das Schlimmste ist das Gefühl, vom Rest der Gesellschaft verachtet zu sein. Janani ist schon alt und hat als Folge der Krankheit einen Fuß verloren. Sie könnte eine Prothese erhalten, doch das macht ihr Angst. Ihr Mann trägt einen orthopädischen Schuh und ist sogar ausgebildet worden, für andere Betroffene solche Schuhe anzufertigen. Aber Janani fürchtet sich trotzdem.

NPBSS, eine baptistische Organisation und langjähriger Partner von EBM International, hilft Betroffenen wie Janani. In regelmäßigen Besuchen sprechen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Erkrankten und Genesenen über ihre Sorgen und beten mit ihnen. Sie verteilen Lebensmittel, Vitaminpräparate und Tinkturen, die das Leiden lindern. Auch nach offizieller Heilung besteht häufig Bedarf an medizinischer Hilfe: Folgekrankheiten werden behandelt und die Patienten erhalten Unterstützung bei der Bewältigung ihres Alltags.

Die Bewohner der Kolonie werden wohl ihr Leben lang hier bleiben. Es gibt zahlreiche Kinder und Jugendliche, die meisten von ihnen sind gesund. In kleinen Einkaufsläden gibt es Lebensmittel und Hygieneartikel zu kaufen. Der Staat hat dafür gesorgt, dass der Ort feste Häuser und Straßen erhält. Doch damit hat er zugleich eine Umsiedelung und Rückkehr der Menschen in ihre Heimatorte unterbunden. Die Familien sollen bleiben, wo sie sind.

Umso wichiger ist neben den medizinischen Hilfen der geistliche Dienst an den Kindern, Männern und Frauen dort. Vor allem die Älteren wünschen sich nur noch, den Rest ihres Lebens in Würde zu verbringen. Hier entfaltet das Evangelium seine heilende und heilsbringende Kraft: Die Geschwister der Gemeinde lassen ihre Nachbarn wissen, dass sie wertvoll und geliebt sind. Und dass Gott selbst in Jesus Christus auf die Erde kam, um Menschen wie ihnen zu begegnen.

 

Die Hilfe für Menschen in der Leprakolonie in Indien steht beispielhaft für mehr als 30 Projekte weltweit, die Menschen im medizinischen Bereich dienen. Zum Erntedankopfer  laden wir gemeinsam mit zahlreichen Gemeinden ein, für die Projekte der Gesundheitsfürsorge zu spenden.